Blutgruppen bei Katzen, Blutgruppe B, Blutgruppenunverträglichkeit


 
 



Leider von vielen Züchtern nicht ernst genommen, kann die Blutgruppe bei Katzen-Welpen zur tödlichen Falle werden, nämlich dann, wenn mit einer Mutterkatze gezüchtet wird, die Blutgruppe B hat, der Vater Blutgruppe A, und das dem Züchter nicht bekannt ist.

Bei Katzen sind vier Blutgruppen bekannt:
A/Träger A
A/Träger B
B
AB
. Die Blutgruppen haben bei den verschiedenen Rassen eine unterschiedlich hohe Häufigkeit, bei den Briten weiß man schon lange, daß Blutgruppe B relativ häufig vorkommt. Deshalb testen viele Briten-Züchter ihre Katzen vor Zuchteinsatz und es gibt sogar reine B-Zuchten.

Bei den Sibirischen Katzen und Neva Masquarade haben meines Wissens bisher nur wenige Züchter getestet. Aber es gibt auch solche, die testen. Und siehe da, nicht nur in Belka´s Linie gibt es Blutgruppe B, sondern auch in anderen Linien.
Auch ich hatte bei meinen Katzen die Blutgruppe bei den Bluttests lange nicht mitgetestet, weil mir das Problem nicht präsent war. Wohl aber die Auswirkungen, denn eines meiner Zuchtmädchen, meine Belka, hatte in ihren letzten drei von vier Würfen Probleme, obwohl ich die Ursache für die Auswirkungen zunächst nicht kannte.

Eine Züchterin, die eine Halbschwester von meiner Kätzin (gleiche Mutter, unterschiedliche Väter) besaß, teilte mir 2004 mit, daß ihre Kätzin Blutgruppe B hat, und sie vermutete, daß es bei meiner Belka auch so sei. Das veranlaßte mich dazu, im Laufe des Jahres ihre Blutgruppe und auch die der anderen Zuchtkatzen) zu bestimmen. Und das Ergebnis bei Belka war der Hammer, auch Belka hat Blutgruppe B.

Ich kann mir gut vorstellen, daß sie nicht die einzige aus diesen Linien ist, die B hat. Immerhin sind doch einige in die Zucht verkauft worden. Sicher lohnt es sich, die Stammbäume von Neva Cat Belka und Neva Cat Donja anzuschauen und mit den Stammbäumen der eigenen Katzen zu vergleichen, denn es müssen in diesen Stammbäumen Katzen mit Blutgruppe A gewesen sein, die zugleich B-Träger waren (bis heute sind die B-Träger nicht testbar), oder sogar Katzen mit Blutgruppe B. In diesen Stammbäumen sind im übrigen auch reine Sibi-Linien enthalten.

Heute bin ich mir sicher, daß die Blutgruppe die Ursache für die Probleme in Belka´s letzten Würfen war. Ich denke, ein Großteil der Sibis und Nevas hat Blutgruppe A. Es ist aber Unsinn, aus diesen Linien keine Katzen für die Zucht zu kaufen oder zu verkaufen. Ein Test der Blutgruppe Ihrer Katzen hilft aber, das Leben der zukünftigen Kitten zu retten.

Verpaart man eine Kätzin mit Blutgruppe B mit einem Kater der Blutgruppe A, dann kann das zum Fading Kitten Symdrom (FNI) führen:
Katzen mit Blutgruppe B haben starke Antikörper gegen Blutgruppe A. Nach der Geburt nehmen die Kitten mit dem Kolostrum, das alle Antiköper gegen Virusinfektionen enthält, auch Antikörper gegen die eigene Blutgruppe auf. Dadurch werden die Blutkörperchen der Kitten von den mütterlichen Antikörpern gebunden und verklumpen. Diese Verklumpung kann eine Blutarmut (Anämie - das hatten mit großern Wahrscheinlichkeit die Kitten aus Belka´s zweitem Wurf), eine Ausscheidung von Eiweißen (Proteinen) im Harn, die mit einer Farbveränderung einhergehen kann, eine Nephropatie (Nierenerkrankung - das hatte unser Flavius) und andere organische Krankheiten hervorrufen und eine Gerinnung innerhalb der Gefäße verursachen.
Um dies zu verhindern, müssen die Kitten mind. 24, besser 48 Stunden von der Muttermilch entfernt werden. Es bleibt dann für die ersten Stunden nur eine Handaufzucht. Das liest sich allerdings einfacher, als es tatsächlich ist.

Weitaus besser ist die Aufzucht durch eine Amme mit Blutgruppe A. Denn nach drei Tagen ist die Darmwand der Kätzchen für die Antikörper der Mutter nicht mehr durchlässig. Dann können sie auch wieder an ihrer eigenen Mutter trinken, ohne Schaden zu nehmen. Sinnvoll ist es also, zwei Kätzinnen einzudecken, wenn ein Mädchen Blutgruppe B hat, die Kätzin mit Blutgruppe A sollte ein paar Tage, mind. vier, vor der anderen werfen, dann können die Kitten ausgetauscht werden.
Ob das in der Praxis so planbar ist, sei dahin gestellt.

Eine FNI kann man nach der Geburt an folgemdem feststellen:

- das Kitten stirbt kurz nach der Geburt ohne Hinweise auf eine andere Erkrankung
- weist Schwäche auf und hat keine Lust, zu trinken
- nach einem Tag trinkt es immer weniger bei der Mutter
- gibt "rot-braunen" Urin ab
- bekommt Gelbsucht
- bekommt Blutarmut
- nach ein paar Wochen stirbt die Schwanzspitze ab
- manche Kätzchen trinken und wachsen weiter und bekommen nur eine leichte Form von Anämie.

Die Kitten versterben im ersten Lebensjahr an verschiedenen Ursachen, z.b. Krebs, Fip. Das war die Erfahrung, die ich bei unserem C-Wurf machen mußte. Wir waren darüber sehr, sehr traurig.

Manchen Kätzchen passiert gar nichts, sie werden ohne Probleme gesund, so war es bei Neva Cat Donja, in ihren Würfen gab es überhaupt keine Probleme.

Ein ausführlicher Artikel über Blutgruppenunverträglichkeit und eine Statistik über die bislang getesteten Blutgruppen bei den Sibirischen Katzen finden Sie auf der Seite von Kerstin Baumgarten, Cattery Du Palais D´Hiver, sowie seit Oktober 2006 auf der Datenbank-Seite von Tina Weiß, www.gesunde-rassekatzen.de. Dort finden sich Katzen, die u.a. auf Blutgruppe getestet worden sind.

. In Holland gibt es ein Labor, das den Titer bei Blutgruppe B bestimmen kann:
European Veterinary Laboratory (EVL)
Zaagmolenlaan 4 o. Postbox 198
NL - 3447 GS Woerden
www.evlonline.nlc
Wenn der Titer unter 35 ist, dann soll es nach Aussage im Züchterkrreis möglich sein, Verpaarungen mit Blutgruppe A zu machen.





Und so lautet meine Blutgruppengeschichte:

Vermutlich nimmt die Höhe des Titers der Mutter mit jeder Geburt zu, das würde erklären, warum im ersten Wurf meiner Kätzin keine Probleme auftraten. Durch das Abnabeln und Freßen der Plazenta kam sie mit Blutgruppe A in Berührung und bildete nun Antikörper.

Im zweiten Wurf kam vermutlich die Reaktion der Kitten auf die Antikörper der Mutter und die Chlamydien-Infektion zusammen, so daß ihr Immunsystem nachhaltig geschädigt wurde. Im dritten Wurf war der Titer von Belka dann so hoch, daß das Kitten (Flavius) überhaupt keine Chance hatte und es starb an der o.g. Nierenerkrankung nach nur fünf Lebenswochen.

Beim vierten und letzten Wurf wußte ich um das Problem. Genau eine Stunde, bevor die Geburt losging, rief ich in der Tierarzt-Praxis an. Ein Bluttest eine Woche zuvor war aufgrund eines menschl. Fehlers nicht durchführbar, so daß wir den kurz vor Einsetzen der Geburt wiederholen mußten. Nun wußte ich, Belka hat Blutgruppe B und brach erst mal in Panik aus, als die Wehen losgingen. Nachdem ich mir gesagt hatte, jetzt kannst Du´s nicht mehr ändern, ging es los mit der Geburtshilfe.

Zwei der Babies waren bereits tot, nachdem sie geboren waren. Äußere Mißbildungen konnte ich nicht feststellen. Es waren beides sehr große Kitten und vor ihrer Geburt waren jeweils lange Pause, ich fürchte, sie sind zu lange im Geburtskanal gewesen und erstickt. Eins der Kleinen lebend geboren Kitten, Minicooper, wog nur 50 g, es hatte von Anfang an keine richtige Chance, wir versuchten es dennoch mit der Aufzucht, scheiterten jedoch am 5. Tag. Meine Tochter und ich waren untröstlich.

Anfangs band ich Belka eine dehnbare Gummibinde vom Tierarzt um den Bauch, die aber viel zu schlabberig war und rutschte. Ich wurde vor Angst fast verrückt, weil ich wußte, wenn die Babies trinken, dann können sie sterben. Ich versuchte es mit einem ehemaligen Strampler, nichts zu machen, Belka, die Übermutter, wand sich aus allem raus. Irgendwann hatte ich die rettende Idee, Belka bekam aus einer ehemaligen Strumpfhose meiner Tochter einen Zitzenschutz gebastelt. Das war das, was am besten hielt. Die Hinterbeine kommen durch die Strumpfhosenbeine, die Enden kann man vorher aufschneiden. Mit zwei Gummilitzen über die Schulter wird das ganze fixiert (der Tip kam leider, als meine Katze den Schutz nicht mehr brauchte, wäre aber sehr nützlich gewesen). Meine Lieblingskatze knurrte mich nur noch an, wenn ich in ihre Nähe kam, sie verstand mich natürlich nicht.
Ich fütterte die Kitten 36 Stunden lang von Hand mit Aufzuchtmilch, dann konnte ich einfach nicht mehr. Belka durfte die Kleinen danach säugen. Ich ging mit Fieber erst mal ins Bett, soweit das eben ging.

Ich habe auch den Urin der Babies kontrolliert, bei allen vieren verfärbte er sich.

Jeden Morgen ging ich nicht voller Freude, sondern voller Sorge zur Wurfkiste mit bangem Gefühl, ob die Kleinen noch leben würden. Sie bekamen auch vorerst keine richtigen Namen, das traute ich mich erst viel später. Ein weiters Baby, wir nannten es, weil es so hell war, Flämmchen, verstarb leider nach ca. vier Wochen.
Überlebt haben Grain, der Erstgeborene, und Geronimo. Beide habe ich später geimpft und später abgegeben, um ihr Immunsystem zu schonen. Beide Katzen-Käufer-Familien habe ich über das Problem aufgeklärt, der Abgabepreis war deutlich günstiger als normalerweise und ich garantierte die Hälfte des Kaufpreises, wenn eins der Katerchen in den ersten eineinhalb Jahren an einer Krankheit sterben sollte, die damit in Verbindung gebracht werden kann.

Geronimo hat meine Vorsorge nichts genutzt, er starb im Sommer 2005 an Fip. Ich habe sehr mit seiner neuen Familie gelitten. Grain ist über die kritische Zeit hinweg, er ist im Frühjahr 2006 1 1/2 Jahre alt, kastriert, und so langsam läßt die Angst um ihn bei mir nach.

Es ist keine Liniendisposition, auch nicht eine zu frühe Impfung gegen Leukose noch ein zu frühes Abgabealter, sondern die Blutgruppe, die den Babies von Belka das Leben gekostet hat.

Durch diese Geschichten mit Belka´s Nachwuchs, die sich in Züchterkreisen natürlich schnell herumgesprochen hatte, trennte sich für mich die sogenannte Spreu vom Weizen, sagt man so schön.

Völlig unverantwortlich finde ich manche Artikel in Fachzeitschriften, in denen geschrieben steht, daß 8 Stunden Handaufzucht reichen, die Praxis lehrt anderes. Sogar 24 Stunden können zu kurz sein, ideal ist eine Katzenamme mit Blutgruppe A, die bereits Kitten hat, die ein wenig älter sind, so kann man die Kitten für 48 Stunden tauschen.

Es gibt ein Labor in Holland, das die Höhe des Titers der Antikörper der Mutterkatze bestimmt. Die Adresse ist mir allerdings nicht bekannt.

Insgesamt gibt es leider sehr wenige Informationen über Blutgruppen-Unverträglichkeit, viele Fragen bleiben offen, wie z.B. Warum zeigen manche Kitten mit Blutgruppe A und einer Mutter mit Blutgruppe B überhaupt keine Reaktion?
Welche Faktoren führen dazu, daß keine Reaktion entsteht?
Wann schließt sich ganz sicher die Darmwand der Kitten? Gibt es unterschiedliche starke Verfärbungen des Urins der Kitten, wenn eine Reaktion erfolgt, und was bedeutet das letztendlich?
Gibt es Behandlungsmöglichkeiten bei den Kitten, wenn sie Kolostrum getrunken haben?

letzte Text und Bild-Änderungen im Dezember 2011© s.